Vor dem Fruehstueck moechte ich noch schnell ins Internetcafé. Doch vor 10 Uhr morgens haben hier anscheinend nur die Supermaerkte geoeffnet…
Morgens um 10 Uhr in Villarica
Ich vertreibe mir die Zeit, spaeter am Mittag ist…Mittagspause. Nicht nur bei mir, auch beim Cybercafé, wie ich sehe.
Also zurueck zum Hostel. Der Blick in den Himmel laesst nichts gutes ahnen, er ist mit dunklen Wolken bedeckt. Also versuche ich es nochmal nach dem Fruehstueck…Mittagspause von 13:30 Uhr bis 15:30 Uhr. Pech gehabt, am Nachmittag kann man es ja nochmal versuchen. Bei dem Wetter ist heute eh an keine grossen Aktivitaeten draussen zu denken. Im Hostel lerne ich heute drei Deutsche kennen, die soeeben angereist sind. Einer will sich gerade anmelden und ist mit seinem Motorrad aus Deutschland gekommen, um hier einen 7-monatigen Roadtrip zu machen. Es sei immernoch billiger, als sich hier eine Maschine zu kaufen, meint er.
Der zweite kommt gerade aus Santiago, wollte eigentlich den Vulkan hinauf und hat jetzt irgendeine Verletzung am Fuss. Bei dem Wetter ist an eine Vulkanbesteigung gerade eh nicht zu denken…er wird schon irgendetwas anderes machen. Nach Pucon wollte er heute.
Die Dritte kommt gerade aus Argentinien, hat nach 12 Jahren Arbeit im Marketing ihren Job gekuendigt. Arbeiten und studieren ist ihr dann irgendwann zu viel geworden, von der Firma gab es trotz guter Zusammenarbeit anschliessend weder Dank noch Unterstutzung. Vor dem Burnout hat sie nun erstmal rechtzeitig alles hinter sich gelassen. Sie moechte etwas anderes von der Welt sehen, als bloss ihren Schreibtisch zu Hause.
Im Hostel bin ich mitterweile auch schon richtig gut herumgekommen. Heute habe ich mein drittes Zimmer bezogen. Die Fahrt um Parque Huerquehue war gestern so frueh und spontan, dass mein Bett bereits bei der Rueckkehr an jemanden anderen vergeben wurde. Also habe ich das Notquartier bekommen, nicht besonders luxurioes, dafuer bin ich aber hier allein. Heute musste ich das Notquartier jedoch wieder verlassen, ein Bett woanders ist mittlerweile wieder freigeworden. Mein neues Zimmer ist jetzt 1000$ Pesos/ Nacht teuer geworden, hat aber anstatt zuvor acht, nun sechs Betten. Die Maedels dort durften aber nicht bleiben, auch sie wurden umquartiert.
Haette man doch mal von vorneherein gesagt, wie lange man bleiben moechte…
Aber was soll´s, hauptsache ein Dach ueber dem Kopf, zu erschwinglichen Preisen. Im Notfall habe ich ja auch immernoch mein Zelt dabei…
Die Zeit vergeht schnell, man flaniert wieder durch die Strassen. Die Sonne will sich noch nicht zeigen, ist wohl ein wenig schuechtern heute. Der allseits praesente Vulkan vesteckt sich ebenfalls hinter den Wolken…
Man guckt sich also in der Stadt die zahlreichen Artesania -Staende und -Maerkte an, bei denen selbst-hergestellte Mitbringsel und Erinnerungsstuecke feilgeboten werden.
Dann faengt es an zu regnen, ein bischen jedenfalls. Das Internetcafé hat derweil noch immer nicht geoeffnet, wahrscheinlich weil heute Samstag ist. Irgendwann habe auch ich das heute auch mitbekommen.
Doch wie immer gibt es auch bei dieser Geschichte ein Happy End.
Ich habe jetzt ein anderes, ein geoeffnetes Cybercafe, gefunden. Doch mittlerweile ist es schon wieder 21 Uhr Ortszeit. Ich werde mir wohl bald wieder etwas zu essen machen und schlafen gehen muessen.
Nach einer geselligen Runde am Vorabend klingelt nach ca. 5 Std. Schlaf der Wecker, um nach dem Fruehstueck den Bus von Villarica zunaechst nach Pucon zu nehmen. In dem touristisch sehr beliebten Ort wechseln wir die Busgesellschaft. Nach einem kurzen Blick auf den nahegelegenen Vulkan wird dieser wieder von den Wolken eingehuellt. Dieser Ausblick soll uns bis zur Rueckkehr fuer heute versperrt bleiben.
Sicht vom Busterminal Pucon auf den Vulkan
Doch allein die Fahrt von Pucon zum Parque Huerquehue ist vielleicht fuer den Ein- oder anderen ein kleines Abenteuer fuer sich. Klein sind naemlich die Busse vor Ort, gross dafuer der Besucherandrank zu dieser Zeit. Waehrend die Fahrt von Villarica nach Pucon am Morgen 600 $Pesos gekostet hat, kostet die einfache Fahrkarte mit Buses Caburgua von der Strasse Uruguay 540 zum Nationalpark 2000 $Pesos. Um 08:30 Uhr beginnt der ca. 1-stuendige Ritt.
Fahrt von Pucon zum Parque Huerquehue und zurueck
Am Parkeingang angekommen, sehe ich dass ich als Gringo einen hoeheren Eintrittspreis zahlen muss, als Chilenen. Auf die Frage, warum ich als Erwachserner 5000$ Pesos zahlen muss, meine chilenische Begleitung 3000$ Pesos, bekomme ich zur Antwort: “Es la politica de Chile.” Wir wandern durch den Park, fuer Tagesausfluegler gibt es verschieden Routen, im Lonely Planet Reisefuehrer werden Tagesrouten empfohlen, um noch mehr Eindruecke sammeln zu koennen. Dafuer wurde mir im Hostel zunaechst Camping Olaga ca. 2 km vom Parkeingang empfohlen, weitere mehr oder weniger einfache Campingmoeglichkeiten sind vorhanden. Die Parkbehoerde will fuer einen auslaendischen Erwachsenen 18.000$ Pesos pro Nacht und Stellplatz, auf den “Campingplaetzen” in der Peripherie gelten andere Tarife.
Parque Huerquehue
Trotz truebem Wetter ist der Gang durch den Naturpark schoen, auf das persoenliche Highlight, der Blick auf Berge und Wolkan, muss jedoch verzichtet werden. Ich bekomme hin- und wieder Araukarien zu sehen, die typisch fuer diese Region mit gleichem Namen sind.
Araucarien im Parque Huerquehue
Weiter hinten passieren wir nochmal einen Kontrallpunkt der Parkbehoerde, in der unsere Eintrittskarte abgestempelt wird. Unsere Herkunft wird erneut abgefragt. Auf diesem Wege erfahre ich, dass ich gegen Mittag bereits der fuenfte Deutsche vor Ort bin. Wir spazieren am Largo Chico und Largo Verde vorbei, entspannen beim Blick auf Lagunen und mittlere Fasserfaelle. Nur die Sonne fehlt, auch die Gebirgslandschaft versteckt sich heute. Zum Schluss nehmen wir den letzten Bus um 18:30 Uhr zurueck. Hier macht es sich bewahrt, dass wir anfangs ein Hin- und Rueckfahrtsticket gekauft haben. Man kann sich denken, wir sind nicht die einzigen, die mit dem letztem Bus zurueck nach Pucon fahren moechten. Der Bus fuer die Rueckfahrt ist nicht groesser geworden, die Nachfrage dafuer schon. Wichtig ist, alle haben es nach Hause geschafft. In Pucon angekommen, zeigt sich der Vulkan Villarica doch nochmal zum Abschied.
Blick vom Busterminal Pucun in der Abenddaemmerung
Wir fahren mit JAC wieder zurueck nach Villarica und es passiert dasselbe, wie in Santiago. Die Fahrt um 21 Uhr hat sich nun um 1/3 verteuert, statt 600$ Pesos auf dem Hinweg, zahle ich nun 900$ Pesos fuer den Rueckweg. Da dies umgerechtet nicht viel mehr als 1 Euro fuer die Rueckfahrt sind, kann ich gut damit leben.
Mit der mapa Villarica y alrededores aus der Touristeniformation bilde ich mir heute einen ersten Eindruck von Villarica in der IX. Región de la Araucanía.
Strassenszene in Villarica
Leider ist es am Tag nach der Ankunft in Villarica bewölkt und eine der Hauptattraktionen dieser schönen Stadt, der Vulkan, zeigt sich verhüllt wie eine Diva. Für den nächsten Tag ist Regen angesagt, jetzt gilt es zu improvisieren.
chileexpress
Doch in Villarica gibt es ja noch mehr zu sehen, als einen Vukan. Die Stadt und See gilt es zu entdecken. Ich schlendere durch die Straßen, schaue mir die Stände mit artesania an, bilde mir einen ersten Eindruck.
Largo Villarica
Am Abend trifft an sich in den geräumigen Aufenthaltsorten im Hostel, macht sich etwas zu essen, kommt ins Gespräch und ist gesellig. Bei den Wetteraussichten wird eine Vulkanbesteigung wohl erstmal schwierig bzw. unattraktiv. Ich überlege am nächsten Tag weiter Richtung Süden zu ziehen. Doch bevor dieser Gedanke zu Ende gedacht ist, ergeben sich neue Möglichkeiten, die Gegend zu erkunden. Neben Antonita aus Antofagasta im Norden und ihrem Freund Felippe aus Santiago lerne ich u.a. María und Susanna aus Santiago kennen. Wir beschließen uns am nächsten Tag einen Eindruck vom Parque Huerquehue zu machen…
Die Zeit in Santiago vergeht leider zu schnell, heute möchte ich weiter, Richtung Süden… Das Ecohostel hat mir gut gefallen, alles blitzeblank sauber, schoen ruhig, heisses Wasser, nettes Personal, Kochgelegenheit sogar mit Backofen, Internet und computador. Nach einer langen Anreise ist etwas weniger Trubel sicher nicht verkehrt. Die Internetverbindung im Hostel ist zwar etwas instabil, dafuer ist die Sitzecke mit TV um den Router herum neben den patios draussen ein weiterer Meltingpoint. Im Obergeschoss ist es wahrscheinlich noch ruhiger, doch in einem Hostel gehen nunmal oefters Leute ein- und aus. An dieser Stelle auch nochmal Danke an Rob, Camilla und Gabriela fuer die freundliche Bewirtung.
Am Morgen gegen 07 Uhr stehe ich auf, fruestuecke und packe meine Sachen. Dem bolivianischen Paar um die 50 wuensche ich weiterhin noch viel Erfolg bei ihrer Arbeitssuche. Amanda und Gabriel muessen heute zurueck nach Hause in Rio de Janeiro, ihr Urlaub ist nun vorbei. Gemeinsam gehen wir noch zur naechstgelegenen Metro-Station Universitat Catolica, um zum Busterminal an der Metro-Station Universidad de Santiago zu fahren. Nach 30 Minuten sind wir dort vom Ecohostel aus angelangt. Das U-Bahn-Ticket, dass ich mir dafuer gestern gekauft hatte, ist heute morgen jedoch nicht gueltig. Zu den Stosszeiten gelten in der Haupststadt andere Tarife, es ist natuerlich ein wenig teuer. Am Busterminal nocheinmal kurz verabschiedet und unsere Wege trennen sich.
Verabschiedung mit Amanda und Gabriel am Busterminal
Die Fahrt mit Turbus von Santiago nach Villarica kostet mich wieder 15.000 Pesos, dafuer bin ich aber 10 Stunden unterwegs. Die Preise schwanken, abhaengig von Komfort, Uhrzeit und Datum. Die Abreise vom Terminal verspaetet jedoch sich um 45 Minuten. Ueber Lautsprecher wird hin und wieder etwas von “cambio de anden” gefaselt, also Wechsel des Bussteigs. Alles verstehe ich nicht. In der Naehe befindet sich jedoch zum Glueck ein Ansprechpartner. Er kann mich beruhigen. Mich betrifft der Wechsel also nicht. Waehrend ich auf den Bus warte, komme ich mit Antonato ins Gespraech. Der jubilario aus der Naehe von Los Angeles war zum Medizincheck in Santiago und faehrt nun mit dem gleichen Bus zurueck nach Hause. Spaeter stellt sich zufaellig heraus, dass wir im Bus nebeneinander sitzen. Es entwickelt sich weiter ein interessantes Gespraech ueber dies und das. Auf dem TV-Bildschirm laeft zur selben Zeit eine Annonce der Busgesellschaft: “En cada viaje una nueva historia para contar”. Spaeter werden Filme gezeigt. Ich stecke irgendwann meine Kopfhoehre in die Stecker fuer Radio und Videoton, hoeren kann ich jedoch nichts. Zum Glueck haben die Filme spanische Untertitel. Ich entscheide mich, lieber aus dem Fenster zu gucken. Ein Auto faehrt an uns vorbei. Am Heck lese ich eine Aufschrift:
Solo Dio sabe me destino.
Wir fahren auf der Autobahn zwischen nicht allzu hohen Bergen rechts und links immer geradeaus. Unterwegs steigen an kleineren Haltepunkten hin und wieder “fliegende Haendler” ein, um ihre Kost feilzubieten. Spaeter wird eine Karte mit Bestellungen herumgereicht. Irgendwann haelt der Bus an einer Art Imbiss und die Bestellungen werden von ein paar netten und fotoscheuen Damen gegen die Pesos eingetauscht. Die Fahrt geht immer weiter, nach jedem neuen Einstieg fragt der Beifahrer nach den Personaldaten und Kontaktnummern fuer den Notfall. Die Dokumente werden anschliessend an verschiedenen Stellen den Behoerden uebergeben. Kurz danach folgt meist eine neue Mautstelle fuer die Benutzung der Autobahn. Wer so lange unterwegs ist, muss vielleicht auch mal eine gewisse Oertlichkeit im Bus aufsuchen, die Haltezeiten in den einzelnen Staedten sind nicht allzu lang. Zum Schluss bemerke ich, dass nirgendwo im Buss das Wasser an den Waschbecken nicht funktioniert. Ein Problem mit den Leitungen, wie mir einer der Fahrer versichert. Weiter suedlich wird die Landschaft gruener, hier gibt es anscheinend mehr Wasser. Gegen halb Acht Uhr steigt Antonato aus, kurz nachdem wir Colonia passiert haben. Um 20:15 Uhr fahren wir an Quepe vorbei, bis Puerto Montt sind es von hier noch 330 km. Die Fahrt geht weiter, der Beifahrer kontrolliert nach Abfahrt, ob auch alle da sind. Irgendwann kommt die Abfahrt nach Villarica, ein Beamter der Fiscalizacion steigt ein. Er ueberprueft den Bus, schaut sich auch das WC an und hebt schliesslich den Daumen. Wir koennen weiterfahren. Gegen 20:45 Uhr sehe ich auf der Landstrasse im roten Abendlicht die erste schneebedeckte Bergkuppe, wohl einer der vielen Vulkane hier. Die Dunkelheit setzt ein und der angelblich wunderschoene Blick auf die Vulkane in der Gegend bleibt mir zunaechst verborgen. Kurz nach 21 Uhr fahren wir dann in das Busterminal in Villarica ein, es folgt die Suche nach meiner Herberge. Ich komme an einer kleinen Touristeninformation vorbei, die sogar noch geoeffnet hat. Ich komme einen Stadtplan ausgehaendigt.
Beim Aufwachen und Aufstehen gegen 7:30 Uhr gab es eigentlich noch keinen Plan fuer den heutigen Tag. Beim Morgengruss meiner Zimmergenossen habe ich erfahren dass bei dem Paarchen aus Brasilien heute ein Tagesausflug nach Valparaìso und Vina del Mar auf der Agenda steht. Wir fruehstuecken zusammen und kurz entschlossen schliesse ich mich den Zweien an. An der Metro-Station Universidad de Chile starten die Busse zu den verschiedensten Zielen. Wir wollten nur ein Busticket fuer die gewuenschte Richtung bei Turbus erwerben, werden jedoch schon bei Ankunft in der Halle der Metrostation von Promotern behelligt . Fuer nur 15.000 Pesos wird uns eine Stadtfuehrung inklusive klompetten Transport angepriesen. Es war nicht einfach, sie abzuschuetteln, doch am Ende haben wir es geschaft. Nach der Warteschlange am Busterminal kam dann das Erwachen. Die Fahrt nach Valparaìso via Vina del Mar war doch teuer, als gedacht. Schliesslich befindet sich dort gerade das internationale Musikfestival, beim viele Suedamerikaner und Saenger aus aller Welt zusammen auf die Pauke hauen. Am Ende haetten wir genausoviel oder mehr dineros fuer den blossen Transport nach Valparaíso bzw. Vina del Mar gezahlt. Also mussten jetzt wir oder besser Amanda auf die Promoter zugehen, um uns ihr Angebot nochmal genauer erklaeren zu lassen. Schlussendlich befanden wir uns im Buero von Rodotour, um auf die Offerte einzugehen.
Bei der Busfahrt bin ich nun zum ersten Mal aus Santiago rausgekommen, karge Berge rechts und links der Strasse und unterwegs steigt ein Haendler kurzzeitig ein, um Essen feilzubieten. In Valparaíso steigt ein Passier mit einem DHL-Flyer-Paket in der Hand aus, welche ich doch staendig auf der Arbeit zu Hause in den Haenden halte. So schnell kann man der Arbeit wohl nicht entfliehen.
Vom Busbahnhof aus werden wir zusammen mit ein paar anderen Turisten per Minivan zur Kueste eskortiert. Dort emfaengt uns Alejandro, der mit seiner Hand und Blick auf Hafen und Stadt auf die schlafenden Seeloewen dort zeigt. Sobald erzaehlt er uns etwas ueber das beneidenswerte Leben der “lobo marinos”…
Mit viel Witz erklaert uns Alejandro den Tagesablauf eines lobo marino macho: “Essen, schlafen, cosas de mujeres – und schlafen, wie die Turisten also. Der “lobo marino macho” ist der groesste und Staerkste in der Gruppe und vergnuegt sich mit bis zu 30 Weibchen, sagt er. Como los hombres…, sage ich.
Strassenszene am Plaza Victoria
Danach wird die kleine Gruppe zum Autobus gebracht, der mittlerweile vorgefahren wurde. Sofort klaert uns Alejandro ueber die drei Regeln auf, die es zu beachten gibt:
1. Ruhe bewahren und die Gruppe nicht mit Telefongespraechen o.A. belaestigen.
2. “El tiempo es importante”, d.h. wir sollen uns an die vorgebenen Zeiten halten. Im Nachhinein zeigt sich dass hier alle mit dem akademischen Viertel gut vertraut sind.
Regel Nr. 3 lautet: Die Gruppe bleibt zusammen.
Dafuer wird er schon sorgen, genauso wie Armanda und Gabriel unterwegs gut aufgepasst, dass ich in der Fremde nicht verloren gehe.
Unser Bus passiert bald die Avenida Brasil und unser Reisefuehrer spricht meine brasilianischen Begleiter an. Wir passieren die wichtigste Universitaet des Landes. Warum befindet sich hier die bedeutenste Uni von Chile? “Porque aquí estudié yo” sagt er daraufhin schmunzelnd. Also weil er dort studiert hat. Es werden weitere lustige Anektoten und Pointen folgen, stets mit einem sympatischen Ausdruck und gut verstaendlicher Stimme. Es geht an der italienschen Schule und escuela grecia vorbei. “Que es la differencia? fragt er. “La escuela grecia is totalmente privado” antwortet er augenzwinkernd und korrigiert sich daraufhin schnell selber. “No, es totalmente gratis.”
Am Plaza de Victoria bekommen wir eine kleine Aufgabe gestellt, die niemanden ueberfordert hat. In zehn Minuten soll es weiter gehen, 20 Minuten sollen es dann werden…
Avenida de Aleman in Valparaìso
Es geht weiter zum Plazo Sotomayor, einem geschichtstraechtigen und auch denkwuerdigen Ort. Hier befindet sich neben dem Armee-Hauptquartier die erste in Lateinamerika und von europaeischen Immigranten gegruendete Feuerwehr, die “Bomba Germania” . Vorgefahren wurden zwei deutsche Loeschfahrzeuge, die dann kurze Zeit spaeter wieder ins Gebaede zurueckgesetzt werden.
Es geht weiter mit dem Bus auf einen der 42 Huegel Valparaísos, zunaechst den Cerro Allegro hinauf. An der Plazuela San Luis haben wir einen schoenen Rundumblick und geniessen die Aussicht auf all die bunten Haeuser der Stadt und den den Pazifik unten. Warum die Haeser hier so bunt sind erklaert uns el gia de turismo: Die Menschen haben hier im Hafen gearbeitet und da dieser ein bedeutender Hafen fuer Rohstoffe gewesen ist, wurden die Haeuser aus dem verfuegbaren Holz und Zink gebaut. Angestrichen wurden sie dann mit vorhandenem Schiffslack.
Strassenszene auf dem Cerro Alegro an der Plazuela San Luis
Auch eine interessante Information von Alejandro…Die Frauen hier in Valparaíso sollen die schoensten Beine Chiles haben. Warum? Zum Arbeiten und fuer alltaegliche Erledigungen mussten alle von den Huegeln der Stadt hinunter zum Hafen oder Zentrum gehen und spaeter natuerlich auch wieder hinauf. Ca. 350.000 Einwohner wohnen heute auf den Huegeln der Stadt. Wir fahren die Avenida Alemán entlang und passieren den Plaza Bismarck. Die Spuren deutscher und europaeischer Immigranten sind auch hier nicht zu uebersehen.
Gabriel und Amanda mit Blick auf Valparaìso und Vina del Mar
Wieder unten angekommen fahren wir an den Schulen von Allende und Pinochet vorbei, bevor es nach Vina del Mar und der Mittagspause in einem noblem Restaurant dort geht. Nach dem Blick auf die Preise in der Speisekarten entscheide ich mit Gabriel und Armanda fuer einen Ortswechsel. Viele weitere Moeglichkeiten fuer Speis und Trank sind zwar hier nicht vorhanden, zum Glueck habe ich aber zuvor die Gelegenheit bei den verschiedenen Haltepunkten zuvor genutzt, um hiesige Empanadas zu essen.
Nach einer Stunde Mittagspause geht die Fahrt weiter durch Vina del Mar, vorbei am Strand und einem der bekannten Moai- Staturen der Osterinsel. Alejandro erkaert uns dabei, es existieren gerade mal sechs originale Figuren weltweit ausserhalb Chiles Osterinsel. Die Orte seien die USA, England, Frankreich, Deutschland, Santiago de Chile und Valparaíso. Ein Moai steht in Hamburg am Michel. Und wer den teuren Flug zur Osterinsel sparen moechte, kann auch fuer ca. 150.000 Pesos von Valparaíso zur Isla de Pascuas schippern. Der Nachteil: Die Faehre ist sechs Tage unterwegs.
Zum Schluss passen wieder Amanda und Gabriel gut auf, dass wir zusammen zurueck in Santiago ankommen. Die letzte Metro um 22:30 Uhr haben wir noch bekommen, um finalmente zurueck in unser Hostel zu gelangen. Beeindurckend war auch der gewaltige Autocurso der Fernbusse am Busterminal in Santiago spaet Abends. Ich dachte bisher immer dass der ehemalige Busbahnhof am Koelner Hauptbahnhof ein Nadeloehr gewesen sei. Doch Santiago ist sechsmal so gross…
Der Tag heute hat etwas entspannter begonnen, auch wenn ich wieder recht frueh gegen 7:30 Uhr aufgewacht und aufgestanden bin. Dies und jenes wollte ich mir noch in Santiago anschauen, u.a. den Stadtteil Providencia. Hier befindet sich auch nahe der Metro-Station Pedro de Valdivia die Touristeninformation fuer Chile, Sernatur. Auch eine Postfiliale ist hier anzutreffen, da gibt es wohl auch endlich einmal Briefmarken zu kaufen. Haette ich besser frueher nochmal in den Lonely Planet Reisefuehrer geschaut… Dass am Sonntag dort geschlossen ist, habe ich mir auch schon vorher gedacht.
Film-Plakat
Zu spaeterer Stunde wollte ich mehr vom chilenischen Leben wissen, schliesslich interessiere ich mich schon immer fuer die ungefilterten Geschichten des Lebens. Diese werden gerade im Kino gezeigt. Die angeblich chilenische Komoedie finde ich gelungen, auch das Publikum musste an der ein- oder anderen Stelle laut lachen. Sogar ein deutscher Satz ist darin gesprochen worden.
Das Kino befindet sich im Gebaede der grossen Markthalle und Bahnhof an der Estación Central. Die Zeit bis zum Filmstart kann vertreiben, indem man an den zahlreichen Souvenirlaeden unter einem Dach vorbeischreitet. Der Gastronomiebereich zeichnet sich jedoch eher durch die verschiedensten Fast-Food-Schnellrestaurants aus.
Zu guterletzt konnte ich auf dem Rueckweg nicht widerstehen und habe mir eine Flasche des chilenischen Nationagetraenks Pisco beim Supermarkt in der Naehe gekauft. Ich weiss zwar nicht, wo ich diese bei meinem Gepaeck noch verstauen soll, aber wer weiss wann ich dass naechste Mal die Gelegenheit habe, einen edlen Tropfen fuer besondere Momente zu ergattern. Dazu noch eine Dose Austral-Bier, bevor es irgendwann auf die Carretera de Austral geht.
Cerveza Austral und chilenisches Nationalgetraenk Pisco
Gesternabend bin ich dann auch irgendwann ins Bett gegangen und musste auf das vida nocturna in Santiago verzichten.
Dafuer bin ich rechtzeitig zum Fruehstueck aufgestanden und habe viel Zeit die Stadt weiter zu erkunden. Auf der Strasse findet man immer wieder Strassenverkaefer, die dies und das feilbieten. Ein grosser Genuss sind die Obstverkaefer und “Obstpresser”, bei denen man umgerechnet fuer etwas mehr als einen Euro frischen Orangensaft erwerben kann. Bei der Hitze hier ein wahrer Hochgenuss. In der Stadt scheinen sich auch Mensch und Tier gut zu verstehen, hier und da laeuft man einem herrenlosen Hund ueber den Weg.
Selbst Straßenrand wissen in Santiago, dass man bei einer roten Ampel warten muss.
Diese koennen sich anscheinend prima in die Gesellschaft integrieren, halten sich an die Regeln und belaestigen niemanden. Ein aggressives Tier ist mir noch nicht begegnet, die Blicke einer maennlichen Geschlechtsgenossen weiss ich dafuer nicht immer richtig zu deuten. Trotzdem ist Santiago bisher eine Stadt, in der ich mich bisher sehr sicher fuehle.
Plaza de Armas
Auf dem Weg ins Zentrum haben dann gegen halb 10 Uhr morgens die Geschaefte geoeffnet, erstaunlicher Weise habe ich es sogar noch rechtzeitig zur Plaza de Armas geschafft, ein zentraler Platz in Santiago. Hier befindet sich u.a. die Poststelle, bisher konnte ich naemlich noch keine Briefmarken fuer versprochene Postkarten auftreiben. So bin ich dann auch ein wenig enttaescht gewesen, dass diese geschlossen war. Bei Nachfrage bei der Polizei vor Ort bekam ich zur Antwort dass das oficina de correos von martes a viernes geoeffnet hat. Spaeter ist man dann eingefallen, dass heute ja Samstag ist…
Guillermo aus Uruguay fuehrt uns durch die Stadt
Da ich es ja tatsaechlich noch bis 10 Uhr zum Plaza de Armas geschafft habe, konnte ich an einer der Free Tours Santiago teilnehmen, die hier zweimal taeglich starten. Aufmerksam gemacht hat mich darauf Rob aus meinem Hostel. Ich habe mich fuer die spanischsprachige Stadttour per pedis entschieden, die Guillermo aus Uruguay mit uns gemacht hat. Erfreulicherweise konnte ich ihm auch recht gut folgen und damit meine ich nicht nur seinen Fussspuren durch die Stadt. Vorbei an allerlei Sehenswuerdigkeiten in der Stadt hat die Tour schliesslich an eimen der Wohnsitze des bekannten Dichters mit dem Kuenstlernamen Pablo Neruda geendet. Ueber eine kleine Spende hat sich Guillermo dann zum Schluss natuerlich auch gefreut.
Die 6000 Pesos Eintritt fuer die Neruda-Wohnung wollte ich lieber fuer ein spaetes Mittagessen im Mercador Central ausgeben. Spaeter wollte ich mich dann auch mit Martins und seiner Freundin treffen, um mit ihm ein bischen auf Deutsch zu schwadronieren. Der Grossvater des Brasilianers war ebenfalls Deutscher, daher konnte sich Martins gut mit mir verstaendigen. Zum Treffen ist es dann nicht mehr gekommen, den Treffpunkt habe ich nicht mehr rechtzeitig erreicht und unter seiner brasilianischen Telefonnummer war er auch nicht zu erreichen…
So habe ich mir alleine den Fischmarkt im Mercador Central an der Metro- Estación Cal y Canto angeschaut. Bei der Menge an Fisch merkt man dass das Meer nicht weit weg sein kann. Und wer hier keinen Fische kaufen, sondern nur essen will, Gelegenheit gibt es dazu in den Restaurants direkt vor Ort. Von 11 Uhr bis 16:30 Uhr sind hier angeblich die Oeffnungszeiten des Marktes.
Mercado Central in Santiago
Dann ging es weiter, einmal unterwegs sollte doch der Hoehepunkt des Tages vielleicht noch auf sich warten lassen, der Cerro San Cristobal. Ein idealer Einstieg fuer bevorstehende Aufstiege in den Bergen Chiles. Die Bahn und Durchquerung des Zoos auf dem Huegel habe ich mir gespart und weiter zu Fuss den Huegel hinauf. Viele Freizeitsportler nutzen die Anhohe fuer ihr individuelles Fitnesstraining, viele Liebespaare und Ausfluegler geniessen den eindrucksvollen Rundum-Blick auf die 6-Millionen Metropole. Wer nicht ganz nach oben moechte, relaxt einfach in einem der kleinen Gruen- und Rastplaetzen auf dem Huegel.
Cerro San Cristóbal
Oben befindet sich u.a. ein grosses Messegelaende, die offen zugaengliche Capilla “La Maternidad de Maria” und die grosste weisse Statur von wahrscheinlich San Cristobal. Diese ist wohl von ueberall in der Stadt aus zu sehen. In der Kapelle schiessen einem beim Blick auf das schoene Interieur und das Jesuskreuz Gedanken in den Kopf, wie Jesus hier nach Suedamerika gekommen ist. Doch Gott soll ja allgegenwaertig sein, so auch hier.
Ein Ausschnitt von Santiago auf dem Cerro San Cristóbal
Nach all den Cervezas gestern habe ich mich nach dem Erwachen um 06:30 Uhr doch gewundert, dass ich mich einigermassen ausgeschlafen fuehle. Dann ist mir klar geworden dass es ja doch schon 10:30 Uhr nach MEZ-Zeit sind. So bin ich ein wenig spaeter zum Fruehstueck herangeschritten, um den Tag anzugehen.
Dabei wird man zufaellig in ein nettes Gesprach mit dem weit gereisten Gitarristen Alfonso Deinos verwickelt, der hier gerade seine neuen Songs komponiert.
Café Colonia in Santiago de Chile
Bei meiner Stadterkundung bin ich schliesslich auf der Einkaufsmeile “Paseo Huerfernos” gelandet. Ich dachte die Einkaufsstrassen in meiner Heimat Koeln seien gross, aber hier zeigt sich die Dimension dieser Millionenstadt.
In einer der Drogeriemaerkte musste ich mich zunaest wundern, was fuer eine nerve Klingel dort staendig bimmelt und warum mich niemand bedienen moechte. Dann war klar, ich muss eine Nummer ziehen, um mein Deodorant spaeter kaufen zu koennen. Interessante Erfahrung. Das kennt man zu Haus nur von der Warteschlange bei der Bahn oder den Behoerden.
DHL- Kollege in Santiago de Chile
Ein bischen Heimatgefuehl ist dann aufgekommen, als ich unterwegs zuererst ein Koelsches Café und spaeter noch einen Arbeitskollegen in der Hauptstadt angetroffen habe.
Der Weg ging anschliessend weiter zum Palazio de la Moneda, einem geschichtstraechtigen Ort hier in Chile.
Palazio de la Moneda
Am Nachmittag wieder im Quartier angekommen, musste ich mich von der Crew vor Ort auf ein- zwei Cervezas ueberreden llassen, sodass ich erstmal ein bischen Zeit benoetige, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Was macht man in der Zeit? Kochen, essen und bloggen. Zu Hause schlafen jetzt schon alle, mal schauen was ich heut abend noch so machen werde…
Vielleicht Alfonso Deinos mit seiner Gitarre zuhoeren.
Die Reise von Europa nach Südamerika war doch recht lang und voller Impressionen. Der Tag am Flughafen Schiphol in Amsterdam ging auch irgendwann vorbei. Auf ein paar komfortablen Halb-Liegesesseln (Bereich B 1-8) mit der Sonne im Gesicht konnte man es gut aushalten. Während des ca. 14 Std. Fluges merkt man dann, wie weit die Entfernung ist. Das Personal von Airfrance und KLM hat sich alle Mühe gegeben, den Flug angenehm erscheinen zu lassen.
Transatlantik-Flug in der Boing 774
Man braucht fuer die Transatlantik- und Südamerika-Überquerung gutes Sitzfleisch, der Komfort in der Boing 774 mit über 440 Sitzplätzen an Bord ist gemessen an der langen Flugdauer noch erträglich.
Sonnenaufgang über Brasilien
Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang über den Wolken wurde zunächst in Buenos Aires zwischengelandet. Hier sollte schon der erste Schock nicht lange auf sich warten lassen. Kurz vor dem Bording musste ich feststellen, dass sich mein kurz zuvor genutztes Telefon nicht mehr in der Tasche befindet. Schnell schossen mir so einige Warnungen aus der Heimat durch den Kopf. “Doch so etwas passiert ja nur den Anderen…, ”
Genau, denn der ehrliche Finder und Passagier Max V. aus den Niederlanden hat das Handy an meinem vorherigen Sitzplatz am Airport gefunden und der Airfrance-KLM-Crew abgegeben. Danke Max! Die Erleichterung folgt sofort.
Vor dem Anflug auf den Flughafen in Santiago de Chile verteilt die Crew im Flieger an alle Insassen die Einreiseformulare vom chilenischen Zoll. Neben den persönlichen Daten und der Zieladresse müssen Angaben über die Einfuhr bestimmter Dinge gemacht werden. Die Einfuhr von frischem Obst oder Fleischprodukten ist beispielsweise untersagt.
Flug ueber die Anden
Die Sicht auf dem Weiterflug nach Santiago de Chile war herrlich. Wann sieht man die Anden auch schonmal von oben?!
Nach mehr als 28 Std. Anreise komme ich gegen 16 Uhr Ortszeit (+ 4 Std. MEZ) in Santiago an.
Der Weitertransport ins Stadtzentrum mit dem Bus Centropuerto zur nächsten Metro-Station geht mit Hilfe freundlicher chilenischer Begleitung recht zügig und unkompliziert weiter. Kompliziert wird es erst wieder, wenn ich auf mich allein gestellt bin. Meine Reisevorbereitung daheim zeigt dann doch einige Lücken, doch mit ein paar Brocken Spanisch kann mir dann doch von einem netten chilenischen Geschwisterpaar weitergeholfen werden. Zu Hause habe ich mir eine Liste mit Hostels in Santiago erstellt. Irgendwann bin ich dann auch am Nachmittag irgendwie an meinem Ziel, dem EcoHostel, angelangt. Ende gut, alles gut sozusagen.
Eine kühle Dusche ist nach der Ankunft dringend nötig. Nach dem Quartier-Bezug habe ich noch genügend Zeit, um die Stadt im Sonnenschein zu erkunden. Auf der Straße werden allerlei Köstlichkeiten feilgeboten, so konnte auch mein schnell Magen zufriedengestellt werden.
An der vom EcoHostel nächstgelegenen Metro-Station Universidad Católica hole ich mir später an der Touristeninformation im Kulturzentrum einen kostenlosen Stadtplan von Santiago.
Zufällig bin ich auf den Cerro Santa Lucia gestoßen, wo sich zahlreiche Liebespaare aufhalten. Die Sicht auf die Stadt im Andental ist von hier aus wunderschön. Smog bleibt heute aus.
Sicht vom Cerro Santa Lucia auf Santiago de Chile
Den Abend konnte ich dann noch mit dem netten Personal vom Hostel mit ein- zwei Bierchen verbringen, bis ich dann irgendwann nach ca. 40 Std. Reise müde ins Bett gehe.
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. [Rosa Luxemburg]