Mit Gabriel und Amanda in Valparaíso

Beim Aufwachen und Aufstehen gegen 7:30 Uhr gab es eigentlich noch keinen Plan fuer den heutigen Tag. Beim Morgengruss meiner Zimmergenossen habe ich erfahren dass bei dem Paarchen aus Brasilien heute ein Tagesausflug nach Valparaìso und Vina del Mar auf der Agenda steht. Wir fruehstuecken zusammen und kurz entschlossen schliesse ich mich den Zweien an. An der Metro-Station Universidad de Chile  starten die Busse zu den verschiedensten Zielen. Wir wollten nur ein Busticket fuer die gewuenschte Richtung bei Turbus erwerben, werden jedoch schon bei Ankunft in der Halle der Metrostation von Promotern behelligt . Fuer nur 15.000 Pesos wird uns eine Stadtfuehrung inklusive klompetten Transport angepriesen. Es war nicht einfach, sie abzuschuetteln, doch am Ende haben wir es geschaft. Nach der Warteschlange am Busterminal kam dann das Erwachen. Die Fahrt nach Valparaìso via Vina del Mar war doch teuer, als gedacht. Schliesslich befindet sich dort gerade das internationale Musikfestival, beim viele Suedamerikaner und Saenger aus aller Welt zusammen auf die Pauke hauen. Am Ende haetten wir genausoviel oder mehr dineros fuer den blossen Transport nach Valparaíso bzw. Vina del Mar gezahlt. Also mussten jetzt wir oder besser Amanda  auf die Promoter zugehen, um uns ihr Angebot nochmal genauer erklaeren zu lassen. Schlussendlich befanden wir uns im Buero von Rodotour, um auf die Offerte einzugehen.
Bei der Busfahrt bin ich nun zum ersten Mal aus Santiago rausgekommen, karge Berge rechts und links der Strasse und unterwegs steigt ein Haendler kurzzeitig ein, um Essen feilzubieten. In Valparaíso steigt ein Passier mit einem DHL-Flyer-Paket in der Hand aus, welche ich  doch staendig auf der Arbeit zu Hause in den Haenden halte. So schnell kann man der Arbeit wohl nicht entfliehen.
Vom Busbahnhof aus werden wir zusammen mit ein paar anderen Turisten per Minivan zur Kueste eskortiert. Dort emfaengt uns Alejandro, der mit seiner Hand und Blick auf Hafen und Stadt auf die schlafenden Seeloewen dort zeigt. Sobald erzaehlt er uns etwas ueber das beneidenswerte Leben der “lobo marinos”…

Mit viel Witz erklaert uns Alejandro den Tagesablauf eines lobo marino macho: “Essen, schlafen, cosas de mujeres – und schlafen, wie die Turisten also. Der “lobo marino macho” ist der groesste und Staerkste in der Gruppe und vergnuegt sich mit bis zu 30 Weibchen, sagt er. Como los hombres…, sage ich.

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Strassenszene am Plaza Victoria

Danach wird die kleine Gruppe zum Autobus gebracht, der mittlerweile vorgefahren wurde. Sofort klaert uns Alejandro ueber die drei Regeln auf, die es zu beachten gibt:
1. Ruhe bewahren und die Gruppe nicht mit Telefongespraechen o.A. belaestigen.
2. “El tiempo es importante”, d.h. wir sollen uns an die vorgebenen Zeiten halten. Im Nachhinein zeigt sich dass hier alle mit dem akademischen Viertel gut vertraut sind.
Regel Nr. 3 lautet: Die Gruppe bleibt zusammen.
Dafuer wird er schon sorgen, genauso wie Armanda und Gabriel unterwegs gut aufgepasst, dass ich in der Fremde nicht verloren gehe.

Unser Bus passiert bald die Avenida Brasil und unser Reisefuehrer spricht meine brasilianischen Begleiter an. Wir passieren die wichtigste Universitaet des Landes. Warum befindet sich hier die bedeutenste Uni von Chile? “Porque aquí estudié yo” sagt er daraufhin schmunzelnd. Also weil er dort studiert hat. Es werden weitere lustige Anektoten und Pointen folgen, stets mit einem sympatischen Ausdruck und gut verstaendlicher Stimme. Es geht an der italienschen Schule und escuela grecia vorbei. “Que es la differencia? fragt er. “La escuela grecia is totalmente privado” antwortet er augenzwinkernd und korrigiert sich daraufhin schnell selber. “No, es totalmente gratis.”
Am Plaza de Victoria bekommen wir eine kleine Aufgabe gestellt, die niemanden ueberfordert hat. In zehn Minuten soll es weiter gehen, 20 Minuten sollen es dann werden…

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Avenida de Aleman in Valparaìso

Es geht weiter zum Plazo Sotomayor, einem geschichtstraechtigen und auch denkwuerdigen Ort. Hier befindet sich neben dem Armee-Hauptquartier die erste in Lateinamerika und von europaeischen Immigranten gegruendete Feuerwehr, die “Bomba Germania” . Vorgefahren wurden zwei deutsche Loeschfahrzeuge, die dann kurze Zeit spaeter wieder ins Gebaede zurueckgesetzt werden.
Es geht weiter mit dem Bus auf einen der 42 Huegel Valparaísos, zunaechst den Cerro Allegro hinauf. An der Plazuela San Luis haben wir einen schoenen Rundumblick und geniessen die Aussicht auf all die bunten Haeuser der Stadt und den den Pazifik unten. Warum die Haeser hier so bunt sind erklaert uns el gia de turismo:  Die Menschen haben hier im Hafen gearbeitet und da dieser ein bedeutender Hafen fuer Rohstoffe gewesen ist, wurden die Haeuser aus dem verfuegbaren Holz und Zink gebaut. Angestrichen wurden sie dann mit vorhandenem Schiffslack.

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Strassenszene auf dem Cerro Alegro an der Plazuela San Luis

Auch eine interessante Information von Alejandro…Die Frauen hier in Valparaíso sollen die schoensten Beine Chiles haben. Warum? Zum Arbeiten und fuer alltaegliche Erledigungen mussten alle von den Huegeln der Stadt hinunter zum Hafen oder Zentrum gehen und spaeter natuerlich auch wieder hinauf. Ca. 350.000 Einwohner wohnen heute auf den Huegeln der Stadt. Wir fahren die Avenida Alemán entlang und passieren den Plaza Bismarck. Die Spuren deutscher und europaeischer Immigranten sind auch hier nicht zu uebersehen.

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Gabriel und Amanda mit Blick auf Valparaìso und Vina del Mar

Wieder unten angekommen fahren wir an den Schulen von Allende und Pinochet vorbei, bevor es nach Vina del Mar und der Mittagspause in einem noblem Restaurant dort geht. Nach dem Blick auf die Preise in der Speisekarten entscheide ich mit Gabriel und Armanda fuer einen Ortswechsel. Viele weitere Moeglichkeiten fuer Speis und Trank sind zwar hier nicht vorhanden, zum Glueck habe ich aber zuvor die Gelegenheit bei den verschiedenen Haltepunkten zuvor genutzt, um hiesige Empanadas zu essen.
Nach einer Stunde Mittagspause geht die Fahrt weiter durch Vina del Mar, vorbei am Strand und einem der bekannten Moai- Staturen der Osterinsel. Alejandro erkaert uns dabei, es existieren gerade mal sechs originale Figuren weltweit ausserhalb Chiles Osterinsel. Die Orte seien die USA, England, Frankreich, Deutschland, Santiago de Chile und Valparaíso. Ein Moai steht in Hamburg am Michel. Und wer den teuren Flug zur Osterinsel sparen moechte, kann auch fuer ca. 150.000 Pesos von Valparaíso zur Isla de Pascuas  schippern. Der Nachteil: Die Faehre ist sechs Tage unterwegs.

Zum Schluss passen wieder Amanda und Gabriel gut auf, dass wir zusammen zurueck in Santiago ankommen. Die letzte Metro um 22:30 Uhr haben wir noch bekommen, um finalmente zurueck in unser Hostel zu gelangen.  Beeindurckend war auch der gewaltige Autocurso der Fernbusse am Busterminal in Santiago spaet Abends. Ich dachte bisher immer dass der ehemalige Busbahnhof am Koelner Hauptbahnhof ein Nadeloehr gewesen sei. Doch Santiago ist sechsmal so gross…