Sinkende Arbeiter-Löhne lassen Mittelschicht schrumpfen

Die New York Times berichtet über eine neue US-Studie des National Employment Law Project (NELP) zur Lohnentwicklung in der Arbeiterklasse. Demnach werden heutzutage viele Jobs in der Industrie viel schlechter bezahlt als früher. Das Lohn-Verhältnis im Vergleich zur Arbeit im Privatsektor habe sich seit 2007 umgekehrt. Früher sei der Industrie-Arbeiter besser bezahlt worden als der Beschäftigte im Privatgewerbe, seit einigen Jahren bekommt der Bandarbeiter in den USA ein durchschnittlich geringeres Gehalt.

“…evidence is growing that the pay of many blue-collar jobs is shrinking to the point where they can no longer support a middle-class life.” (Schwartz & Cohen. In: NYT. 20.11.14)

Bei Automobil-Zulieferern ist der Reallohn in den Jahren 2002 bis 2013 um 4.4 Prozent gesunken. NELP-Forscher fanden einen Lohnrückgang von 1/3 für die gesamte Arbeiterschaft, so die NYT.

Arbeiter in der Teilefertigung, die 72 Prozent der Beschäftigten im Automobilbereich ausmachen,  verdienen ebenfalls ein Drittel weniger als Montagearbeiter, die anschließend diese Teile zusammensetzen. Von 2003 bis 2013 sei das Durchschnittsgehalt in der Teilefertigung von $18.35 auf $15.83 gesunken.

Ein Hauptgrund für die geringere Bezahlung ist der extensive Gebrauch von Zeitarbeitern.

„At the same time, one of the most important reasons for lower pay is the increased use of temporary workers. Some manufacturers have turned to staffing agencies for hiring rather than employing workers directly on their own payroll. For the first half of 2014, these agencies supplied one out of seven workers employed by auto parts manufacturers.” (Schwartz & Cohen. In: NYT. 20.11.14)

Die vermehrte Einstellung von den schlechter bezahlten Zeitarbeitern, vor allem in der Produktionslinie, macht sich nicht nur in der Arbeitnehmer-Statistik in der Industrie bemerkbar. Diese Praxis wirke sich ebenso auf die Anzahl der Vollzeit-Stellen aus. Auch ein „Hocharbeiten“ langjährig erfahrener Arbeiter in der Industrie sei dadurch unwahrscheinlicher geworden.

“When Timothy Shelly first started working at the Faurecia Automotive Seating plant in Cleveland, Miss., he was earning $8 an hour. Nearly 10 years later, with a promotion that moved him up to managing three other workers, he
earns $12.72, not much more than the rise in the cost of living over the same period.“ (Schwartz & Cohen. In: NYT. 20.11.14)

Trotz dieser wachsenden Kluft der Arbeiter-Löhne stellt die Politik in Washington den Fertigungs-Sektor als Wegbereiter zur Mittelschicht. Laut Bureau of Labor Statistics arbeiten 12,2 Millionen US-Amerikaner in Manufaktur-Betrieben.

In Deutschland ist die Zeitarbeit äußerst unbeliebt, jeder zweite Leiharbeiter will weg. (vgl. Spiegel Online. 15.02.14) Liberalisiert wurde die Zeitarbeit in Deutschland bekanntlich durch die SPD unter Gerhard Schröder.

„Bereits unmittelbar nach der Bundestagswahl 2002 hatte die rot-grüne Regierung erste Hartz-Reformen angestoßen. Sie fußten auf den Vorschlägen einer Arbeitsmarktkommission unter der Leitung des VW-Managers Peter Hartz. Denn die Konjunkturaussichten der deutschen Wirtschaft sind zu der Zeit trübe, wegen überhöhter Neuverschuldung bekommt Deutschland einen blauen Brief aus Brüssel. Diese ersten Hartz-Gesetze hatten den Zugang zu Leih- und Zeitarbeit gelockert, Minijobs ermöglicht sowie mit Einführung sogenannter Ich-AGs den Bürgern Schritte in die Selbstständigkeit erleichtert. Und nun die Agenda 2010.“ (Deutschlandfunk. 14.03.13)

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