Das Personalkarussell an der Wall Street

Über den langen Arm der Investmentbank Goldman-Sachs ist bereits berichtet worden. Nun kommen neue Enthüllungen an die Öffentlichkeit, die dieses Bild bestätigen.

Bereits im Oktober hat die New York Times über die Arbeitsweise der US-Bankenaufsicht Federal Reserve Bank of New York berichtet. Demnach gebe es Anschuldigungen, dass die Federal Reserve gegen ihre Aufsichtspflicht gegenüber der Investmentbank Goldman-Sachs verstoßen habe. (vgl. NYT. 02.10.14)

Auschüsse im US-Senat und Repräsentantenhaus prüfen daraufhin die Praxis der Aufsichtspflichten gegenüber Goldman-Sachs und weiterer Banken in Anhörungen. Der Stein ist ins Rollen gekommen, als die Investigativ-Plattform ProPublica und das Radio-Programm „This American Life“ heimliche Aufnahmen der Interaktion zwischen Fed-Bediensteten und Goldman-Mitarbeitern veröffentlicht haben.

Die frühere Fed-Mitarbeitern Carmen M. Segarra, die die Aufnahmen gemacht hat, hat die New York Fed verklagt, weil sie angeblich wegen einer zu harten Haltung gegenüber Goldman-Sachs gefeuert worden sei. Ihre Aufnahmen lassen vermuten dass ihr Vorgesetzter in der Fed einen Kuschelkurs mit Goldman gefahren sei und zudem geholfen habe, ein verzerrtes Bild über bestimmte Bankgeschäfte abzugeben.

Kritik an der korrekten Umsetzung der Aufsichtspflicht der Fed gibt es auch in höchsten Wissenschaftskreisen:

‹‹Soon after the financial crises, a report on the New York Fed´s practises by a Columbia University professor, David Beim, found that the regulator needed to be “willing to stand up to banks and demand both information and action” and was ”too risk-aversive to respond quickly and flexibly to new challenges.”›› (Popper & Eavis. In: NYT. 02.10.14)

US-Senatorin Elizabeth Warren spricht sich nun für eine ausgedehnte Untersuchung über die Geschäftspraxis der Fed aus:

‹‹”We need congressional hearings to dig into what´s gone wrong at the Fed, and we need to do it now because our whole economy is riding on the Fed´s ability to supervise the biggest banks.” ›› (Popper & Eavis. In: NYT. 02.10.14)

Die New York Fed, eine von 12 regionalen Federal Reserve Banken, hat schon immer ungewöhlich gute Beziehungen zur Wall Street gehabt. Sie befindet sich in Lower Manhatten und hat selbst Wall Street Jongleure bei sich beschäftigt. (vgl. Popper & Eavis. In: NYT. 02.10.14)

Die Enthüllungen des Personal-Karussels zwischen Goldman- und Aufsichtorganen findet in der jüngsten Veröffentlichung der New York Times neue Nahrung.

Abgesehen davon, dass der Präsident der New York Fed, William C. Dudley, selbst wie EZB-Chef Draghi ehemaliger Goldman Chef-Ökonom gewesen ist, werden auch Stellen in den ´unteren´ Rängen zwischen Bank und Kontrollinstanz gerne getauscht. Diese Drehtür scheint ein probates Mittel, um im Sinne der eigenen Interessen handeln zu können.

Jetzt wird öffentlich, dass der ehemalige Fed-Bedienstete, Rohit Bansal, ebenfalls zu Goldman-Sachs gewechselt ist und dort sein Insiderwissen zur Anwendung gebracht habe.

Der 29-jährige sollte nun dieselben Banken beraten, die er zuvor kontrolliert habe.

‹‹And the banker obtained confidential information, along with several publicly available facts, in the course of assignments from his bosses at Goldman, the lawyers said.›› (Silver-Greenberg, Protess & Eavis. In: NYT. 19.11.14)

Diese Informationen gaben Goldman einen Einblick in private Erkenntnisse der Fed, so die Anwälte in diesem Fall.

Auf Anfrage seiner Vorgesetzten erstellte Mr. Bansal Informationen darüber, wie Aufseher verschiedene Angelegenheiten von Goldman´s Bankkunden sehen würden, so die Anwälte laut NYT. Dabei handle es sich um eine juristische Grauzone. Doch in einer E-Mail an seinen Vorgesetzten Joseph Jiampietro, teilte Mr. Bansal potentiell vertrauliche Informationen der Bankenaufsicht über einen Goldman-Kunden. Seien Anwälte behaupten dass er diese Informationen nicht wissentlich missbraucht habe.

Nach der Veröffentlichung dieses Falles schmiss Goldman den Banker und seinen Vorgesetzten unvermittelt raus. Das verdächtige Leck in der New York Fed wurde ebenfalls entsorgt. Goldman-Sprecher Michael DuVally spricht später von einer daraufhin eingeleiteten internen Untersuchung und betont die Null-Toleranz-Linie der Investmentbank in Bezug zur Nutzung vertraulicher Informationen.

Nach Öffentlichwerdung des Lecks wurden die Behörden informiert und überprüfen ob es sich bei der Weiterleitung der internen Informationen um ein eine Straftat handle.

‹‹The investigations are at an early stage and there is no indication that the three men will face charges. It is unclear wheather more senior individuals at Goldman or the New York Fed knew about the sharing of the informatioen before it was stopped.›› (vgl. Silver-Greenberg, Protess & Eavis. In: NYT. 19.11.14)

Dieses Leck wirft jedoch wieder Fragen nach der Unabhängigkeit und Verwobenheit unserer systemrelevanten Institutionen auf

Aber auch in Deutschland wundert man sich, warum die Bankenaufsicht Bafin die Regulierung ausländischer Banken in den USA kritisiert.

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