Wie geht es weiter in der Ukraine?

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Zum nr-Stammtisch in Leipzig ist heute der langjährige Spiegel-Journalist, Moskau-Korrespondent und stellvertretende Leiter des Spiegel-Auslands-Ressorts Dr. Christian Neef als Gesprächspartner eingeladen worden. Auf die aktuelle Ukraine-Berichterstattung in den Medien angesprochen, hält er diese in Deutschland für ausgewogen. In Russland könne man eher von einseitiger bzw. Propaganda-Berichterstattung sprechen. Problematisch bei der Berichterstattung in unseren Medien sei vor allem die dünne Personaldecke und knappe finanzielle Ausstattung der Redaktionen, so Neef. An Auslandskorrespondenten sei eben zunehmend gespart worden, ein Büro in Moskau koste schnell mal 15.000 € monatlich und sei sogar teurer als eine Dependenz in New York. Allein die FAZ habe derzeit  einen ganzen Stab in Kiew beschäftigt.

Der jüngste Austausch der Chefredaktion beim Spiegel und ein verpasstes Bezahlmodell für die Online-Sparte seien ein Zeichen der Krise für die Magazin-Ausgabe. Am 05. Mai versuche man daher auch mit einem grafischen Relaunch beim Blatt neue Akzente zu setzen.

Der Umbruch in der Ukraine, so meint Spiegel-Journalist Neef, sei so für alle sehr überraschend gekommen, selbst für die Geheimdienste. Man habe die Entwicklung der Massenproteste nicht kommen sehen. „Ich glaube wirklich dass der Westen blauäugig ist“, meint er. Da die Annexion der Krim ohne größeres Blutvergießen verlief, erscheint so manch einem dass die Ereignisse nach Drehbuch abgelaufen sind. Ob es sich nicht nach einem Übergang nach Plan gehandelt habe? „Das Militär ist nicht das Militär, wenn es nicht solche Pläne hat. Wir hatten auch den Schlieffen-Plan, auch wenn er nicht funktioniert hat.“ Jedoch hätte Putin auf militärische Scharmützel gehofft, um daraufhin eigreifen zu können und die Ostukraine auf seine Seite zu holen, meint Neef.

Auch wenn Merkel mit Putin, den sie nicht sehr möge, ständig telefoniert, fehlt nach Meinung des Spiegel-Mannes derzeit eine Strategie, wie mit Russland umzugehen ist. Die Bindung zu Russland sei eben eng. Auf ein mögliches Zukunftsszenario angesprochen, sagt er:  „Momentan wird nur reagiert, eine langfristige Strategie muss noch ausgearbeitet werden.“ Das es sich aus deutscher Sicht im Umgang mit dem „lupenreinen Demokraten“ Putin um eine komplizierte Gemengelage handelt, zeigt auch die „Russland-Versteher Debatte“, ausgehend von Altkanzler und ZEIT Mitherausgeber Helmut Schmidt. Doch von dieser Ansicht weiß sich der Spiegel-Mann zu distanzieren. “Was Helmut Schmidt sagt ist nicht nur grenzwertig, sondern gaga.“ Hier sind die Grenzen also schon mal klar abgesteckt.